In Brevörde soll auf der historischen Obstallee ein Obstlehrpfad entstehen
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Mittwoch, 01. März 2017 15:03
Doch Apfel ist nicht gleich Apfel. Denn die einstige Sortenvielfalt ist in den vergangenen Jahrzehnten merklich zurückgegangen. Steht man im Supermarkt vor dem Apfelregal, findet man dort meist nur noch sechs bis acht verschiedene Sorten. Heute wird das Kernobst hauptsächlich in Monokulturen auf Ernteertrag, Lagerfähigkeit und Einhaltung von EU-Richtlinien wie Größe und Gewicht gezüchtet. Auf der Strecke bleiben dabei naturgemäß Artenreichtum, Geschmack – und nicht zuletzt wichtige und besonders wertvolle Inhaltsstoffe, die zugunsten des Aussehens regelrecht herausgezüchtet wurden.
Ein Trend, der sich in jüngster Zeit wieder umzukehren scheint. Immer mehr Menschen besinnen sich zurück, fragen gezielt nach und sehen auch ihren eigenen Obstgarten wieder mit anderen Augen. Ein Verdienst einiger engagierter Enthusiasten, die sich nicht nur für den Erhalt der alten Arten einsetzen, sondern diese auch wieder vermehrt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.
Ein solcher Enthusiast ist auch in der Solling-Vogler-Region im Weserbergland zu finden: Klaus Scholz. Der 66-jährige Brevörder ist Naturspezialist und Imker – und verfügt neben zahlreichen Bienenvölkern auch über eine alte Streuobstwiese mit rund 180 Apfel- und Birnenbäumen. „Ausschließlich alte Sorten, wie Gravensteiner, Goldparmäne oder die Goldrenette von Blenheim stehen dort. Äpfel, deren Geschmack sich elementar von dem der Supermarktäpfel unterscheidet“, erklärt er.
Bereits seit vielen Jahren ist Scholz, jeweils am ersten Sonntag im Mai, mit interessierten Gästen zu einer sogenannten „Trachtwanderung“ in den Bergen hinter Brevörde unterwegs. Dabei berichtet er unter anderem über die natürlichen Wechselwirkungen zwischen Bäumen, ihren Blüten und den fleißigen Bienenvölkern. „Viele Apfelsorten sind ja durch die Bestäubung der Bienen überhaupt erst entstanden. Solche sogenannten Wildlinge sind Zufallsprodukte – aber eben auch besonders lecker und gesund“, weiß der Fachmann, dem für die Zukunft ein ganz besonderes Projekt vorschwebt. Gemeinsam mit Brevördes Ortsbürgermeister Winfried Hoch möchte er einen Obstlehrpfad auf die Beine stellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. „Die Bedingungen für einen solchen Pfad sind hier ideal“, weiß Klaus Scholz.
„Blickt man in die Historie unseres Ortes, erfährt man, dass aufgrund der einzigartigen Südhanglage einst sogar Wein angebaut wurde. Zudem verfügte Brevörde gleich über zwei Obstalleen mit zahlreichen Apfel- und Birnenbäumen“, erklärt der erfahrene Naturexperte. Eine dieser Alleen ist auch heute noch vorhanden und soll nun – gemeinsam mit Scholz‘ Streuobstwiese – als Obstlehrpfad eine Renaissance erleben. Ausgestattet mit kleinen Infotafeln könnte der Pfad von Besuchern selbst erkundet werden. Doch den Verantwortlichen schweben darüber hinaus auch Themenführungen vor, die mit Geschichte, spannenden Anekdoten zu bestimmten Baumsorten – und einer Verkostung verschiedener Äpfel – angereichert werden könnten.
Noch in diesem Jahr sollen die ersten Wanderungen auf dem neuen Pfad möglich sein. Dafür arbeiten die Verantwortlichen derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung – und freuen sich über weitere helfende Hände. Eine tolle Idee, die nicht nur Brevörde, sondern die gesamte Region positiv voranbringen wird. Weitere Informationen sind bei der Solling-Vogler-Region im Weserbergland, www.solling-vogler-region.de, und unter Tel. 05536/960970 erhältlich.
Foto: SVR