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Mittwoch, 08. Februar 2017 15:03 Uhr

Äußerst seltener Gast: Luchs wird in Lenner Wohnsiedlung gesichtet und eingefangen Äußerst seltener Gast: Luchs wird in Lenner Wohnsiedlung gesichtet und eingefangen


Kreis Holzminden/Lenne (rus). Plötzlich stand er mitten in einem Garten in Lenne – ein Luchs. Die Wildkatze hatte am Mittwochvormittag offenbar einen Streifzug durch die Gemeinde Lenne unternommen und dabei die Aufmerksamkeit der Anwohner erregt. Das merkwürdigerweise nicht besonders scheue Tier musste schließlich durch Mitarbeiter des Luchsprojektes aus dem Harz eingefangen und ärztlich untersucht werden. Inzwischen wurde das Tier in den Harz gebracht und ist wohlauf.

Am Mittwochmorgen wurde der Luchs zufällig in einem privaten Garten in Lenne im Kreis Holzminden gesichtet, als der Hausbesitzer eigentlich nur sein eigenes Haustier suchen wollte. Nach einem verdutzten Blick und einem Anruf beim Veterinäramt in Holzminden wurden Mitarbeiter des Luchsprojektes aus dem Harz hinzugezogen, um die Situation einzuschätzen und das Tier schließlich zu betäuben und einzufangen. Denn normalerweise sind Luchse zumindest in belebten Wohngebieten äußerst selten, sind es doch eher scheue Tiere. Doch diesem zum Trotze bewegte sich der Luchs in Lenne den ganzen Vormittag nicht von der Stelle und harrte im leicht schneebedeckten Garten aus. Selbst, als sich ihm Menschen bis auf wenige Meter näherten, veranlasste dies die Wildkatze keineswegs zur Flucht. Mit einem gezielten Schuss mit einem Betäubungspfeil gelang es schließlich, das Tier einzufangen.


Der Luchs war weder durch einen Chip oder Sender, noch mit einer Ohrmarke ausgestattet, weshalb die genaue Herkunft des Tieres nicht rekonstruiert werden konnte. Fest steht jedoch, dass es sich bei dem eingefangenen Luchs um ein männliches und offenbar noch junges Tier handelt, auf etwa ein bis zwei Jahre schätzt die Tierärztin Dr. Astrid Möller-Trautmann die Wildkatze. In Stadtoldendorf wurde der noch junge Luchs schließlich am Mittwochmittag eingehend untersucht, festgestellt wurden dabei eine Ballenverletzung sowie eine leichte Stichwunde. Nach kurzer ärztlicher Behandlung konnte das Tier aber die Praxis schnell wieder verlassen. „Ein paar Tage wird der Luchs nun noch mit Medikamenten behandelt werden müssen“, so die Tierärztin, die das Tier schließlich wieder in die Obhut der Luchs-Profis geben konnte. Gemeinsam mit Ole Anders, Projektkoordinator des Luchsprojektes im Nationalpark Harz, befindet sich die Wildkatze nun auf dem Weg nach St. Andreasberg im Harz, wo das Tier die nächsten Tage noch medikamentös behandelt werden soll. Was danach geschieht und wo der Luchs wieder in die freie Wildbahn entlassen wird, ist noch nicht bekannt.

Mit dem Luchsprojekt Harz wurde Anfang 2000 erstmals in Deutschland ein Wiederansiedlungsversuch für die größte europäische Katze gestartet, inzwischen sind zahlreiche Tiere dort beheimatet. Durch das Projekt werden die Sichtungen genauestens dokumentiert – nur äußerst selten kommt es vor, dass sich ein Tier so in der Nähe eines belebten Gebietes zeigt. In Lenne hatte der äußerst seltene Besuch dieses Wildtieres deshalb auch für Aufsehen gesorgt. Eine Gefahr ging zu keinem Zeitpunkt von dem Tier aus.

Gesichtssinn und Gehör des Luchses sind übrigens zu Recht sprichwörtlich. Deren Leistung übertrifft die von Hunden deutlich, vor allem Bewegungen, seien sie noch so gering, nehmen Luchse hervorragend wahr. Ausgewachsene Tiere können bis zu 110 cm lang und bis zu 38 kg schwer werden. Luchse zählen zwar zu den Kleinkatzen, sind jedoch die größten in Europa lebenden Wildkatzen. In freier Wildbahn werden Luchse zwischen 10 und 20 Jahre alt.


Fotos oben: red
Fotos unten: Klaus Seitz

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