Wie leben Wildtiere eigentlich bei Kälte und Schnee? Wildpark Neuhaus startet mit Führung in neue Saison
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Dienstag, 07. Februar 2017 11:28
Das Überleben der Wildtiere im Winter ist nicht zuletzt durch das rechtzeitig entwickelte Winterfell bedingt. „Wenn zum Beispiel Schnee auf den Rücken eines Tieres mit entsprechend ausgeprägtem Winterfell fällt, taut dieser nicht einfach weg“, erzählt die zertifizierte Waldpädagogin, „daran ist zu erkennen, wie isoliert der Körper durch das dicke Fell ist“.
Neben dem Winterfell ist aber vor allem die ausreichende Nahrungsaufnahme ein wichtiger Bestandteil zum Überleben. Die Führung und Erläuterungen der Tierexpertin zeigen, dass die winterlichen Bedingungen mit teilweise hohen Schneedecken nicht allen Tieren bei der Nahrungssuche nützlich sind. Für andere offenbaren sie jedoch einen großen Vorteil.
Die Führung beginnt beim Rotwild
Das Rotwild zählt zu den größten in Deutschland lebenden, heimischen Wildtieren. Der ausgewachsene Rothirsch kann bis zu 200 Kg schwer werden. Das Besondere beim Rothirsch ist das große und weitverzweigte Geweih, welches - jedes Jahr aufs Neue - abfällt und neu wachsen muss.
„In diesem Jahr hatten wir eine besonders starke Schneelage, bei der es das Rotwild in der Regel nicht einfach hat“, so Susanne Schröder. Das Rotwild ernährt sich überwiegend von Gras und Baumrinde. Doch wenn der Schnee so hoch ist, wie er es in diesem Jahr war, haben die Tiere Probleme, die Schneeschicht vollständig zur Seite zu scharren, um an das darunter gelegene Gras zu kommen. Sollte die vorhandene Nahrung also nicht ausreichen, könne das Rotwild allerdings auf eine Art „Trick“ zurückgreifen: „Sie können sich in einen Energiesparmodus stellen und den Stoffwechsel reduzieren.“ Problem: Wenn das Rotwild aus irgendwelchen Gründen mehrmals aus diesem Energiesparmodus aufgeschreckt würde, verlöre es stets eine Menge Kraft, was schließlich zum (Hunger-)Tod führen kann. Vor Kälte bräuchten sich die Rudeltiere nicht in Acht nehmen, denn das Hirschfell gilt nach dem Fell des Eisbären als das wärmste.
Nächste Station: Wolfsgehege
Der Canis Lupis – Eurasischer Wolf – war fast in ganz Europa verbreitet. Seit 2005 existiert das Wolfsgehege im Wildpark Neuhaus, welches den Canis Lupis beheimatet. Im Wildpark werden die Wölfe täglich mit einem Kilogramm Fleisch gefüttert, obgleich sie in freier Natur zwei bis drei Kilogramm benötigen. „Der Unterschied ist, dass sie hier bei uns nichts dafür tun müssen“, erklärt die Waldpädagogin, „denn wenn Wölfe auf die Jagd gehen, ist diese zu etwa 25 Prozent erfolgreich und dazu raubt sie viel Energie“. Dennoch sei der Winter für die Wölfe die weitaus bessere Zeit, zumal die potentielle Beute im meterhohen Schnee schlechter bis gar nicht vorankommt und leichter zu erlegen ist.
Die Wölfe bewegen sich im Rudel. Die Alphatiere sind Mutter und Vater und die anderen sich im Rudel befindenden Tiere sind die eigenen Nachkommen: „Ein Wolf hilft in der Regel bis er zwei Jahre alt ist damit, die eigenen Geschwister großzuziehen und Jagdtaktiken zu erlernen, bis er auszieht, um ein Weibchen zu suchen und ein eigenes Rudel zu bilden.“ ++ Immer wieder tauchen Gerüchte auf, dass in der Solling-Vogler Region vereinzelt Wölfe in der freien Wildbahn gesichtet wurden, doch Susanne Schröder gibt Entwarnung: „Wölfe meiden die Menschen so gut es geht.“ Und eigentlich könnten sie ganz gut mit den Menschen zusammenleben.
Weitere Ziele der Wildparkwanderung
„Im Solling gibt es viele Wildkatzen“, sagt die Wald- und Tierexpertin. In einem Gehege im Wildpark Neuhaus leben zurzeit vier Wildkatzen: „Wenn wir einen so schneereichen Winter wie in diesem Jahr haben, bricht für diese Tiere eine Winter-Notzeit aus, da sich die Nahrungsaufnahme als sehr schwierig gestaltet.“ Hierbei sei besonders problematisch, dass die Mäuse, das Hauptnahrungsmittel der Wildkatze, sich unter der Schneedecke bewegen und so nur äußerst schwierig zu jagen sind. Im Übrigen gelten Wildkatzen als die am schwersten zu zähmenden Tiere: „Da ist es einfacher, einen Tiger zu zähmen.“
Als weiteres von etlichen Stationen sei hier die Begegnung mit dem Dammhirsch als die letzte erwähnt. Der Dammhirsch hat eine interessante Geschichte zu bieten. Vor mehr als 200 Jahren fingen die Dammhirsche – vermutlich aus Asien stammend – an, sich auch in Deutschland zu verbreiten. Der Grund ist simpel: „Weil sie einfach so gut schmecken.“ Dieses Empfinden sollen zumindest die Fürstentümer gehabt haben, so dass sie sich Dammhirsche aus Asien in einem Schlosspark gehalten hatten. Musste dann „etwas Besonderes“ auf den Teller, wurde ein Tier geschlachtet. „Mittlerweile fühlen sich die Dammhirsche hier in Deutschland sehr wohl und sind weitverbreitet“, so Schröder.
Jeder, der sich für eine ähnliche Erlebnistour durch den Wildpark Neuhaus interessiert, kann sich auf der Homepage einen Eindruck über das Programm und die Öffnungszeiten verschaffen. Das Wildparkhaus ist seit dem 1. Februar aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen. Der Wildpark verfügt während der viermonatigen Sanierungsphase über einen Imbisswagen am Eingang.
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Fotos: kp