Landrätin diskutiert mit dem Runden Tisch Migration: Wie gelingt uns zukünftig Integration im Landkreis Holzminden?
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Freitag, 08. Juli 2016 12:31
„Wir haben das Zentrum für Migration (ZfM) aufgebaut und es ist unseren Mitarbeitern gelungen 1.314 Personen in Wohnungen zu vermitteln. 106 Personen leben aus verschiedenen Gründen immer noch in den beiden Häusern des ZfM in Eschershausen. Seit März dieses Jahres kommen deutlich weniger Geflüchtete in den Landkreis Holzminden. Es werden nur noch 10-20 Personen pro Monat zugewiesen, statt 200 wie in der Zeit davor. Das gibt uns Zeit ein Konzept zu entwickeln, wie wir die vielen Menschen die seit August zu uns gekommen sind versorgen und in unserer Mitte integrieren können“, berichtet sie. Jetzt möchte sie mit den Teilnehmern des Runden Tisches in den Austausch über die entwickelten Ideen kommen und weitere Anregungen aufnehmen.
Sie stellt das Holzmindener Modell vor. In dem Konzept sind die wichtigsten Akteure benannt, die am Integrationsprozess beteiligt sind und die vernetzt werden müssen. Ihnen sind Aufgaben zugeordnet, zu denen es zum Teil schon konkrete Angebote gibt, von denen viele Asylbewerber jetzt schon profitieren können wie die Landrätin berichtet.
Die Schulen haben ein flächendeckendes System mit speziellen Angeboten für Geflüchtete entwickelt und werden dabei nach den Sommerferien für 1 Jahr lang durch 10 Menschen mit Migrationshintergrund im Bundesfreiwilligendienst unterstützt. Die Liste der weiteren Angebote ist lang. Viele dieser Angebote sind nur möglich durch den unermüdlichen Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer. „Wir erleben hier ein ganz bemerkenswertes Engagement „ stellt Angela Schürzeberg fest und bedankt sich ganz herzlich dafür.
Dieses Engagement gilt es durch Hauptamtliche zu unterstützen. Viele Angebote wie z.B. der Einsatz von Integrationslotsen und Sprachmittlern werden bereits von der Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe und den Mitarbeitern des ZfM koordiniert. Im ZfM laufen soziale Betreuung, Beratung, Sanitätsstation und vieles mehr zusammen.
In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmern des Runden Tisches wird deutlich, dass bei all dem Einsatz von Seiten des Landkreises und der anderen engagierten Beteiligten noch viel zu tun sei. Zum Beispiel fehle es immer noch an weiteren Angeboten zum Spracherwerb für Erwachsene. In diesem Bereich mangelt es, genauso wie in den Schulen, an zusätzlichen qualifizierten pädagogischen Kräften. Die anwesenden Ehrenamtlichen wünschen sich ein stärkeres Engagement der Gemeinden vor Ort, haben aber auch konkrete Fragen zu qualifizierten Hilfsangeboten wie z.B. einem Übersetzungsdienst für Zeugnisse oder zur Begleitung von Behördengängen.
„Wir haben uns gefragt, wie können wir den vielen berechtigten Fragen der Ehrenamtlichen und der Politik begegnen? Wie können wir lösungsorientierte Ideen bündeln und umsetzen? Und wie können wir den Migranten Orientierungshilfen und damit Hilfe zur Selbsthilfe geben?“ erläutert Schürzeberg und präsentiert einen 10 Punkte Plan mit den nächsten Schritten, die sie und ihre Mitarbeiter umsetzen möchten.
„An erster Stelle wollen wir mehr Transparenz und Klarheit schaffen“, betont sie. Wichtige Informationen sollen für alle zugänglich sein. Ab August gibt es ein Helfertelegramm. Hier werden einmal im Monat Informationen zum Thema ’Geflüchtete im Landkreis‘ aufgenommen, wie z.B. Termine, neue Regeln und Gesetze, Ansprechpartner, Antworten auf häufig gestellte Fragen, gute Beispiele für das Miteinander usw. Über eine neue Homepage sollen Informationen für Geflüchtete, Helfer und andere Interessierte zugänglich gemacht werden. Es wird mehr Fachinformationen für Ehrenamtliche, z.B. Fachvorträge durch Verwaltung und Fachreferenten geben. Wir denken auch darüber nach eine Ombudsstelle einzurichten, um Anfragen differenziert zu beantworten und an die richtigen Stellen weiter zu leiten. Ein Kompetenzpool zur Vermittlung von Sprachmittlern, Integrationslotsen und anderen Leistungen zur Unterstützung für alle am Integrationsprozess Beteiligten soll eingerichtet werden. Angebote zur selbstständigen Orientierung wie z.B. ein Geoportal für Geflüchtete werden entwickelt. Dezentrale Bildungsveranstaltungen („So funktioniert Leben in Deutschland.“) für Geflüchtete werden an verschiedenen Orten im Landkreis angeboten und für alle zugänglich gemacht. Die Stärken und Fähigkeiten der Asylbewerber sollen frühzeitig erfasst werden, um Bildungs- und Förderbedarfe zu erkennen. Schulen, Bildungsträger und andere Organisationen können so entsprechende Angebote erstellen und gemeinsam biographieorientierte Förderketten entwickeln. „Nur so können die Menschen in unserer Gesellschaft ankommen, in den Arbeitsmarkt integriert werden und später ihren eigenen Beitrag leisten“ erklärt Schürzeberg.
Integration ist eine Aufgabe für uns alle“ betont sie am Schluss noch einmal und bittet die Zuhörer um weitere Anregungen zu dem vorgestellten 10 Punkte Plan.
Foto: Landkreis Holzminden