Einblicke in das französische Bildungssystem am Beispiel von Stadtoldendorfs Partnerstadt La Montagne (BP17)
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- Kategorie: Region Aktiv
- Veröffentlicht: Donnerstag, 21. April 2016 16:00
Stadtoldendorf/La Montagne (rus). Seit 1972 gibt es den Schüleraustausch zwischen dem Collège Saint-Exupéry in La Montagne und der Homburg Oberschule in Stadtoldendorf. Die regelmäßigen Treffen stellten einst die Grundlage der 1988 offiziell besiegelten Städtepartnerschaft zwischen Stadtoldendorf und La Montagne dar.
Umso erfreulicher ist es, dass auch in diesem Jahr wieder ein beidseitiger Austausch stattfindet. Anfang März 2016 machten sich zahlreiche Schüler auf den Weg nach Frankreich, Mitte Mai erfolgt der Gegenbesuch von Schülern des Collège in Stadtoldendorf. Dieser regelmäßige Austausch stellt die Zukunft der Städtepartnerschaft dar.
Während in Stadtoldendorf der „Blickpunkt“ verteilt wird, gibt es mit der Zeitung „Échos de La Montagne“ in der Partnerstadt das französische Pendant. In La Montagne ist Pascale Durenceau, Kommunikationsbeauftragte der Stadt, zuständig für Zeitung und Inhalte. In der aktuellsten Ausgabe findet sich im dortigen Magazin ein Artikel unseres Redakteurs Sebastian Rustenbach, der das deutsche Schulsystem erklärt. Parallel dazu erläutert Pascale Durenceau das französische System in der aktuellen Blickpunkt-Ausgabe Nr. 17. In Zukunft sollen hier weitere Themen als Serie folgen.
Wie funktioniert das französische Schulsystem?
In Frankreich unterliegt die Organisation und Leitung des Unterrichts dem Ministerium der „Education nationale, Enseignement superieure et de la Recherche“. Mit dem Dezentralisierungsgesetz hat der Staat, während er seine Kompetenzen, die mit dem Unterricht verbunden sind, bewahrt hat (Bildungsinhalte, Festlegung der Schulferien, Rekrutierung und Bezahlung der Lehrer), die Unterhaltung der Gebäude, die Schülerverpflegung, den Schülertransport u.ä. mit einer finanziellen Beteiligung in folgender Weise delegiert: Die Kindergärten und Grundschulen sind in der Zuständigkeit der Gemeinden, die Collèges (Sekundarstufe 1) bei den Departements und die Gymnasien und Berufsschulen bei den Regionen.
Der Kindergarten (école maternelle)
Die Kinder können ab dem dritten Lebensjahr in den Kindergarten gehen. Ähnlich wie in Deutschland ist es hier das Ziel, jedem Kind zu helfen selbstständig zu werden, Kenntnisse zu vermitteln und es zu motivieren, später zur Schule zu gehen. Dort sollen die Kinder lernen, ihre Persönlichkeit zu festigen und zu entfalten. Zwei öffentliche Kindergärten nehmen die kleinsten Einwohner von La Montagne auf, die École Marcel Gouzil mit 135 Kindern und die École Joachim du Bellay mit 105 Kindern. Im privaten Bereich besuchen 71 Kinder den Kindergarten Notre Dame.
Die Grundschule (école élémentaire)
Die Grundschule ist verpflichtend für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren und hat in Frankreich fünf Klassen: CP, CE1, CE2, CM1, CM2. Der Unterricht wird von Lehrkräften in unterschiedlichen Fächern organisiert und erteilt. Dazu gehören unter anderem Gebrauch und Struktur der französischen Sprache sowie auch die soziale Bildung, zu der das Gemeinschaftsleben, Geschichte, Geographie sowie Anfangskenntnisse in einer Fremd- oder Regionalsprache zählen. Im Bereich Naturwissenschaften geht es um Mathematik, experimentellen Unterricht, Technologie und Informatik, daneben gehören auch Sport, Kunsterziehung, Musik und Gemeinschaftskunde dazu.
In La Montagne haben die beiden öffentlichen Schulen Jules Ferry 155 Schüler und die Schule Jules Verne 230 Schüler. Die Privatschule Notre Dame wird von 130 Schülern besucht. Für die Verpflegung der Schüler in den öffentlichen Schulen ist die Stadt zuständig; das sind durchschnittlich täglich 495 Mahlzeiten in Bio-Qualität. Zudem gibt es morgens und abends außerunterrichtliche Kinderbetreuung in jeder Schule. Durch die flexiblere Gestaltung der Unterrichtszeiten seit 2013 konnte durch eine nun ausgeglichene Schulwoche die Entfaltung der Schüler verbessert werden.
Die Sekundarstufe 1 (Collège)
Das Collège umfasst vier Jahre mit der sechsten, fünften, vierten und dritten Klasse und endet mit einer Abschlussprüfung (Diplome national du Brevet). In La Montagne gibt es zwei Collèges, das öffentliche Collège Saint-Exupéry mit 446 Schülern und das private Collège Notre Dame mit 304 Schülern. Bis zum 16. Lebensjahr besteht Schulpflicht.
Der Übergang zum Gymnasium (Lycée)
Der Übergang zum sogenannten Lycée geschieht unabhängig von den Ergebnissen des „diplôme du Brevet“, der Abschlussprüfung des Collèges. Im allgemeinbildenden und technischen Gymnasium dauert die anschließende Ausbildung drei Jahre, gerechnet von der zweiten bis zur Abschlussklasse. Im Berufsgymnasium können die Schüler dann ein „Berufsabitur“ ablegen, um im Anschluss einen Beruf zu ergreifen. Das für La Montagne nächstgelegene Gymnasium ist das „Lycée Alcide d´Orbigny“ in Bouaye, etwa acht Kilometer entfernt. Je nachdem, wie sich die Schüler orientieren, müssen sie auch mal weiter bis nach Nantes oder sogar in die weitere Umgebung fahren. Nach dem Abitur entscheiden die Schüler, ob sie ein Studium beginnen wollen.
Dies ist ein Bericht aus der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins Blickpunkt (Ausgabe Nr. 17).
Fotos: La Montagne