Montag, 09.09.2024
×

Hinweis

Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/stories/blickpunkt/bp16/kloster06_alter_turm.jpg'
Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/stories/blickpunkt/bp16/kloster03.jpg'
Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/stories/blickpunkt/bp16/kloster04.jpg'
Freitag, 05. Februar 2016 20:15 Uhr

Ein Leichtgewicht von über 20 Tonnen Stahl: Neuer Turm für das Kloster Amelungsborn [mit VIDEO und BILDERGALERIE] Ein Leichtgewicht von über 20 Tonnen Stahl: Neuer Turm für das Kloster Amelungsborn [mit VIDEO und BILDERGAL

{youtube}7JkBbQR8hvk{/youtube}

Amelungsborn (rus). Fast wie ein Leichtgewicht schwebt die über 20 Meter lange Kirchturmspitze hinauf auf die Klosterkirche. Kaum jemand unter den hunderten Zuschauern ahnt, dass hier mal eben gewaltige 15 Tonnen in die Luft gehievt werden. Für die Stahlbauer ist es schiere Millimeterarbeit – bis zuletzt wird gezittert, doch alles geht gut. Das Kloster Amelungsborn hat nach über acht Jahren endlich wieder einen richtigen Kirchturm.

Mit einer großen Bildergalerie haben wir die Eindrücke der Turmaufsetzung noch einmal umfangreich festgehalten, auch unser Videobeitrag ist inzwischen online. Darin äußern sich sowohl Spezialisten der beteiligten Firmen wie auch Abt Eckhard Gorka und der Architekt, Prof. Bernd Hirche, zu dem neuen Turm auf dem Kloster. In der Zeitkapsel, die mit zahlreichen Erinnerungsstücken aus der heutigen Zeit bestückt ist, wurde auch die aktuelle Ausgabe unseres Printmediums „Blickpunkt“ gelegt.

Hunderte Zuschauer verfolgten am Freitagnachmittag live das Spektakel auf dem Klostergut, als in zwei Abschnitten der neue Vierungsturm auf dem Klosterdach installiert wird. Widrige Wetterverhältnisse erschweren vielen Fotografen ihre Aufnahmen, doch abhalten lassen will sich davon niemand. Mit Begeisterung verfolgen die vielen Schaulustigen jeden Handgriff der zahlreichen Spezialisten, die routiniert und professionell ihr Handwerk verstehen. Für den Architekten Prof. Bernd Hirche, aus dessen Feder der Turm stammt, ist es ein ganz besonderer Moment, zu sehen, wie aus seiner Zeichnung nun Realität geworden ist. „Es ist noch immer wie ein Kind, dass sich über eine Modelleisenbahn freut, wenn sie endlich fährt“, so Hirche. Diese Freude habe er sich in den vielen Jahren seiner Tätigkeit bewahrt. „So etwas Nachhaltiges zu schaffen macht stolz“.

Und auch Eckhard Gorka, der nach einer kurzen Andacht mit Gebeten und Liedbeiträgen den neuen Turm einsegnet, ist angetan von dem nun völlig neuen Erscheinungsbild des Klosters: „Wir sind von Herzen froh, dass der neue Turm da ist“, erklärt Gorka in einem Interview. Stolze 55 Meter hoch ist jetzt das Gebäude vom Boden bis zur Spitze. „Ich freue mich sehr, dass der Turm die Silhouette der Klosterkirche wieder herstellt. Ich bin den mitfinanzierenden Einrichtungen – der Hannoverschen Landeskirche, der Klosterkammer Hannover und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz sowie zahlreichen Einzelspendern sehr dankbar für ihr finanzielles Engagement. Ich bin froh, dass das Kloster (..) wieder optisch und akustisch als Gestalt des Glaubens und als ökumenisches Wahrzeichen erkennbar ist. Und dass die Glocken in den Klosterdörfern wieder zu hören sein werden“, so Gorka.

[imagesizer path="images/stories/zzz_galerie/klosterturm1" mode="0" width="190"]

Fotos, Video: rus

Im Nachfolgenden haben wir noch einige interessante Fakten zum Turm sowie zu dem Kloster zusammengetragen.

Architekt Prof. Bernd Hirche gestaltet den neue Turm
Seit 2007 fehlt dem Kloster die alte Turmspitze und zerstörte damit seinerzeit eine über viele Jahrzehnte bestehende Silhouette. Der alte Turm musste aufgrund von Einsturzgefährdung abgebaut werden. Mit dem Turm verschwanden seinerzeit auch die Glocken, die in den 1960er Jahren vom Heidelberger Glockengießer Friedrich-Wilhelm Schilling gegossen und dem Kloster geschenkt worden waren. Seither ist die Klosterkirche von weitem akustisch und optisch kaum mehr erkennbar. Doch das wird sich jetzt endlich wieder ändern. „Ich freue mich darüber, dass wir zu einer einhelligen Entscheidung gekommen sind“, sagte Abt Eckhard Gorka seinerzeit bereits kurz nach der Auftragsvergabe für den neuen Turm. Mit der Wiedererrichtung des Vierungsturms wurde der renommierte Hamburger Architekt Prof. Bernd Hirche beauftragt, der im Rahmen eines Architektenwettbewerbs auf sich aufmerksam machte. Prof. Hirche hat bereits zahlreiche Kirchen in Deutschland saniert oder neu gebaut. Unter seiner Leitung entstand beispielsweise im Jahr 2000 das Kirchzentrum Hannover-Kronsberg als Neubau mit integriertem Wohnungsbau, eingebettet in einen neuen Stadtteil, der zur Expo 2000 geplant wurde. Nun durfte sich Hirche also auch im Weserbergland mit dem neuen Vierungsturm des Klosters Amelungsborn verewigen. An den Kosten der Wiedererrichtung des Vierungsturmes der 880 Jahre alten Klosterkirche beteiligen sich die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, die Klosterkammer Hannover und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Zudem haben zahlreiche Einzelpersonen ihr Interesse am Turm durch Spenden zum Ausdruck gebracht. Weitere Spenden sind willkommen, so das Kloster.

Zur Geschichte: Das Kloster und die Zisterzienser
Das Kloster Amelungsborn liegt westlich von Stadtoldendorf auf einer erhöhten Ebene zwischen Wäldern und Feldern. Es ist eine Gründung von Mönchen des Zisterzienserordens, die im Jahr 1129 aus dem Kloster Altenkamp am Niederrhein hier in die Nähe Holzmindens kamen. Entstanden ist der Mönchsorden um das Jahr 1100 in Frankreich. Seine ersten Äbte stellten die religiöse Einkehr, die Abgeschiedenheit von der Welt und die Einfachheit der klösterlichen Architektur in den Mittelpunkt. Gleichzeitig zeichnete sich der Zisterzienserorden durch ganz praktische Vorhaben aus. Die Mönche rodeten Wälder und machten das Land nutzbar. Sie legten Wasserläufe und Mühlteiche an. Jedes Kloster konnte sich aus seinen Ländereien, aus seinen Wäldern und aus seinen Fischteichen selbst versorgen. Die Wälder und Felder um Amelungsborn tragen auch heute noch die Handschrift einer jahrhundertlangen Landwirtschaftsarbeit der Mönche. Für die Zisterzienser war es wichtig, dass die Einfachheit ihres monastischen Lebens sich auch im Kirchenbau widerspiegelte. Auf einen großen Kirchturm oder einen imposanten Kircheneingang wurde bewusst verzichtet, stattdessen wurde auf die Vierung, dem Kreuzungspunkt zwischen Lang- und Querschiff, ein kleiner, einfacher Glockenturm gesetzt. Dieser symbolisierte das Ideal der monastischen Askese, wies wie ein Gotteszeiger auf den Himmel und war Wegmarke für Reisende.

Der alte Turm des Klosters Amelungsborn

Ein solcher einfacher Vierungsturm war wohl auch ursprünglich auf der Klosterkirche Amelungsborn zu finden. In ihm hing die Glocke, die die Mönche zu den Gebets- und Arbeitszeiten rief. Mit Hilfe eines langen Seils konnte diese direkt aus dem Kirchenschiff geläutet werden. Jahrhundertelang gab der Klang der Klosterglocke die Struktur des Tages vor. Für die Mönche war der Turm gleichzeitig Himmelszeiger, Orientierungshilfe zwischen Wäldern und Feldern und akustischer Strukturgeber. Die Jahrhunderte brachten allerdings Veränderungen im Leben und im Aussehen des Klosters Amelungsborn. Der alte Vierungsturm stürzte bei einem Brand ein und wurde 1684 durch einen neuen Turmhelm im Barockstil ersetzt. Dieser mit Metallschindeln verkleidete Turm überstand dann bis in moderne Zeiten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Klosterkirche Amelungsborn durch Bombardierungen abermals schwer beschädigt, die Reparaturen der Nachkriegs-zeit erfolgten notdürftig und zogen Folgeschäden nach sich. Das machte schließlich später grundlegende Ausbesserungen notwendig, die aufwendigste unter ihnen ist der Aufbau des neuen Vierungsturms.

Der neue Turm der Klosterkirche
Der neue Vierungsturm von Prof. Bernd Hirche knüpft an das alte zisterziensische Ideal an. Er wird wie ein Himmelszeiger schlank auf dem Dach der Klosterkirche aufragen und die inzwischen drei Glocken der Klosterkirche tragen. Deren Schall soll durch die innere Struktur des Turmhelms weitergeleitet und nach außen durch Schalllamellen abgestrahlt werden. „Der sichtbare Teil des Turmes mit Schalllamellen für die Glockenstube und Kreuz hat eine Höhe von ca. 21 m über dem First der Dächer des Lang- und Querschiffes“, so Hirche. Mit seiner spitz zulaufenden Höhe soll der neue Turm deutlich ins Auge fallen als Himmels- und Wegmarke. Der neue Turm lässt erkennen, dass die Landschaft noch heute von der Gemeinschaft des Klosters geformt ist. Prof. Bernd Hirche: „Die Gesamthöhe vom Gelände bis zur Spitze beträgt ca. 55 m. Die Stahlkonstruktion, die auf der historischen Bausubstanz, den Vierungspfeilern, aufsitzt, hat eine Gesamthöhe von ca. 29 m.“ Die Gesamthöhe ist damit zwar nur geringfügig höher als die des ehemaligen Vierungsturmes, wirkt aber aufgrund der Schlankheit wesentlich imposanter. „Die Silhouette soll dem Idealbild eines zisterziensischen Dachreiters entsprechen“, so Hirche weiter.

Das Kloster und die Menschen heute
Für die Klostergemeinden, den Abt und den Konvent des Klosters schließt sich ein Kreis zisterziensischen Lebens evangelischer Art mit dem neuen Vierungsturm. Das Kloster Amelungsborn hat 1586 die lutherische Konfession angenommen, ist aber Teil der Familie der katholischen Zisterzienserklöster geblieben. Abt des Klosters ist heute der evangelische Landessuperintendent des Sprengels Hildesheim-Göttingen der hannoverschen Landeskirche, Eckhard Gorka. Gorka steht dem Konvent des Klosters vor. Der Konvent setzt sich aus sieben ordinierten Mitgliedern und einem rechtskundigen Mitglied zusammen, regelmäßig treffen sich Abt und Konvent im Kloster. Auch die Mitglieder der Familiaritas sind keine klassischen Mönche mehr - die Männer leben in weltlichen und kirchlichen Berufen, sind verheiratet und haben Familie. Gleiches gilt für den ökumenischen Frauenkreis, das Team des Klostergartens, die Kirchen-pädagogik und die Kapitularen. Sie alle führt das zisterziensische Ideal der Einfachheit und Klarheit des christlichen Lebens zusammen.

Fotos: rus

Achtung! Ende der Seite!
Hier geht es zurück zum Seitenanfang.
zum Anfang

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Ich akzeptiere die Cookies dieser Seite. Hier erfahren Sie mehr über unseren Datenschutz.

Ich akzeptiere die Cookies dieser Seite