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Donnerstag, 22. Oktober 2015 08:10 Uhr

Vom wirtschaftlichem Aufschwung in der Gründerzeit: 150 Jahre Eisenbahnstrecke Holzminden-Kreiensen Vom wirtschaftlichem Aufschwung in der Gründerzeit: 150 Jahre Eisenbahnstrecke Holzminden-Kreiensen

Kreis Holzminden/Stadtoldendorf (rus). Wenn die im Jahr 1255 mit Stadtrechten ausgestattete Stadt Stadtoldendorf ihre wirtschaftliche Entwicklung einer Sache zu verdanken hat, dann mit Sicherheit dem damaligen Bau der Eisenbahnstrecke Kreiensen – Holzminden und dem des Bahnhofes in Stadtoldendorf. Denn als 1862 mit der Errichtung der Eisenbahnstrecke nach Stadtoldendorf begonnen wurde, leitete dies eine deutliche Wende in der städtischen Wirtschaftslage ein. Die benötigten Arbeitskräfte sorgten für neue Arbeitsplätze in der Stadt und ließen daneben auch die Löhne ansteigen.

Am 10. Oktober 1865 lief in Stadtoldendorf feierlich der mit Blumen geschmückte erste Zug auf der damals noch eingleisig betriebenen neu gebauten Eisenbahnstrecke Kreiensen – Holzminden ein. Somit vor über 150 Jahren.

Zeitgleich mit der Eröffnung war damit der Anschluss in Richtung Altenbeken und somit an die westfälische Eisenbahn offen, was auf einmal völlig neue Möglichkeiten für Reisen und Transporte eröffnete. Der Anschluss an das seinerzeit neuzeitliche und weitreichende Verkehrsnetz begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die fortan bei der Beförderung von Massengütern nicht mehr nur allein auf die Weser angewiesen war. Dies kam besonders der örtlichen Gipsindustrie und auch der Weberei zu Gute, die jetzt zusätzlich auch auf den Schienenverkehr ausweichen konnten. Gab es damals noch nicht ein so großzügiges Autobahnnetz wie heute, war eine Eisenbahnstrecke schon eine kleine Revolution. Infolgedessen erlebten in den nächsten Jahrzehnten sowohl die Gipsgewinnung wie auch die Sandsteinförderung und damit ganz Stadtoldendorf einen großen Aufschwung.


Die Bahnverwaltung war ab 1882 die Königlich Preußische Staatseisenbahn, nachdem zunächst die Gesellschaft der Bergisch-Märkischen Eisenbahn den Bahnhof betrieb. Ab 1920 war es die Deutsche Reichsbahn, ab 1949 die Deutsche Bundesbahn und von 1994 an bis heute schließlich die Deutsche Bahn. Nach der Eröffnung der Hauptstrecke 1865 stellte sie eine wichtige Verbindung zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet dar. Nach der Teilung Deutschlands verlagerten sich die Verkehrsströme allerdings, so dass die Bahnlinie später wieder an Bedeutung verlor.Im Zusammenhang mit dem damaligen Bau der Eisenbahn erlebte übrigens auch das Bau- und Steinbruchsgewerbe neuen Auftrieb.

Das einer Burg fast schon zum Verwechseln ähnlich aussehende Bahnhofsgebäude mit einem markanten und von weither sichtbarem Uhrenturm ist ein typischer Bau der Gründerzeit, der von dem Stadtoldendorfer Bauunternehmen H. Watermann vollständig aus hiesigem Sandstein errichtet wurde. In jener Zeit fanden hunderte Steinbrecher und Steinhauer Beschäftigung in den nahen Steinbrüchen in Hoop und Sundern. Um die Jahrhundertwende stand ihre Arbeit in voller Blüte, bevor schließlich neue Werkstoffe wie Zement diesen Trend allmählich abflachen ließen. Das prächtige Bahnhofsgebäude ist heute eines der imposantesten Bauwerke der Stadt und damit auch Teil des kulturhistorischen Stadtrundgangs durch Stadtoldendorf. Es ist mit Zinnen und Türmchen, gotischen Fenstern und Rosetten sowie Renaissance-Stufengiebeln gebaut.

Der Bahnhof liegt zentral nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Ihm angegliedert sind zahlreiche Parkplätze sowie zwei Bushaltestellen und haben damit eine „Park-and-Ride“-Funktion. Seit Dezember 2013 übernimmt die NordWestBahn den Personenverkehr auf der Strecke Holzminden - Kreiensen. Die Züge fahren tagsüber nahezu stündlich und machen insgesamt 26 Mal werktäglich Halt am Bahnhof in Stadtoldendorf. Das Bahnhofsgebäude sieht zwar auch heute noch so aus wie damals, steht aber inzwischen fast vollständig leer und auch zum Verkauf. Längst hat die Computertechnik auch bei der Bahn Einzug gehalten, sodass es ein manuelles Drucktastenstellwerk oder eine besetzte Fahrkartenausgabe und Schaltzentrale heute längst nicht mehr gibt.

Fotos: rus, Stadtmuseum

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