Künftig nur noch drei Schulen im Kreis? Runder Tisch legt Beratungsergebnisse vor
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- Kategorie: Politik
- Veröffentlicht: Freitag, 26. Juni 2015 19:56
„Wir sehen unsere besondere Mitverantwortung als Mitglieder des Runden Tisches, als Vertreter der unterschiedlichen Fachgremien und letztlich auch als Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises für ein zukunftsgerechtes Schulkonzept und regen deshalb an, den Kreistagsbeschluss noch einmal kritisch zu überdenken und mutig und standortunabhängig im Sinne größtmöglicher Schulqualität für unsere jungen Menschen aber nicht zuletzt auch für die Lehrkräfte zu beraten und zu entscheiden“, heißt es in den Ergebnissen, die damit wohl einige überraschen dürften.
Die auf nur zwei Seiten festgehaltenen Empfehlungen sollen den Kreistag nun bei der Umsetzung bzw. Anpassung seines Grundsatzbeschlusses vom 08.12.2014 unterstützen. Auch erklärt der Kreis des Runden Tisches, der von der Landrätin, dem Kreiselternratsvorstand, dem Kreisschülerrat, der Holzmindener Außenstelle der Nds. Landesschulbehörde sowie von Vertretern der Verwaltung und der Kreistagsfraktionen unterzeichnet ist, seine Bereitschaft, bei Interesse die weitere Ausgestaltung und Umsetzung des Prozesses aktiv zu begleiten.
Der Ausschuss für Bildung und Sport, der am kommenden Donnerstag, 02. Juli, um 15.00 Uhr im Kreishaus tagen soll, wird sich mit den Beratungsergebnissen des Runden Tisches beschäftigen, bevor sich Mitte Juli dann wohl auch der Kreistag selbst wieder dem Thema Schule annehmen dürfte. Auf jeden Fall ist gewiss, nimmt die Schuldebatte damit wieder an Fahrt auf. Wird sich der Kreistag den Empfehlungen des Runden Tisches annehmen oder hält er an seinem Grundsatzbeschluss aus dem Dezember fest?
Den vollständigen Wortlaut der Beratungsergebnisse und Empfehlungen sind nachfolgend abgedruckt:
Runder Tisch Schule im Landkreis Holzminden
Beratungsergebnisse / Empfehlungen
Die Mitglieder des Runden Tisches Schule im Landkreis Holzminden
danken für das Angebot zur Begleitung der Umsetzung des vom Kreistag gefassten Grundsatzbeschlusses vom 08.12.2014 zum Schulkonzept,
begrüßen das mit der Einsetzung des Runden Tisches verfolgte Ziel, die Transparenz und das gegenseitige Verständnis in diesem äußerst sensiblen Prozess zu erhöhen,
erkennen das im Kreistagsbeschluss zum Ausdruck gebrachte Bestreben an, die regional- und standortpolitische Bedeutung der Schulen in größtmöglichem Maße zu berücksichtigen,
weisen aber aus ureigener Überzeugung auf die vorliegenden Gutachten und insbesondere auf die Ergebnisse der Elternbefragung des Kreiselternrates im Jahre 2015 hin, die im Hinblick auf Standortentscheidungen eindeutig schulfachliche Kriterien in den Vordergrund stellen,
sind der Überzeugung, dass für Schüler, Eltern, potentielle Arbeitgeber und letztlich unsere Gesellschaft insgesamt allein die Schulqualität entscheidend ist und dass Standortfragen und Ortsnähe dahinter deutlich zurücktreten sollten.
Die Elternbefragung des Kreiselternrates im Jahre 2015 aber auch unsere eigene Wahrnehmung der Schulsituation haben deutlich gemacht:
„Der Schlüssel für gute, attraktive Schule sind gute, motivierte Lehrkräfte. Wenn für die und für alle anderen Beteiligten eigentlich offensichtlich ist, dass über „ihrer“ Schule aufgrund der Schülerzahlen ein Damokles-Schwert hängt, drückt das nachhaltig die Stimmung und das Engagement; auch neue Lehrkräfte sind unter diesen Voraussetzungen kaum zu finden. Um (wieder) Ruhe einkehren zu lassen sind äußerst unbequeme Standortentscheidungen unvermeidlich! Alle wissen das – keiner traut sich.“ (1 Protokollnotiz aus der Sitzung des Runden Tisches Schule vom 20.03.2015, S. 2)
Wir sehen unsere besondere Mitverantwortung als Mitglieder des Runden Tisches, als Vertreter der unterschiedlichen Fachgremien und letztlich auch als Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises für ein zukunftsgerechtes Schulkonzept und regen deshalb an, den Kreistagsbeschluss noch einmal kritisch zu überdenken und mutig und standortunabhängig im Sinne größtmöglicher Schulqualität für unsere jungen Menschen aber nicht zuletzt auch für die Lehrkräfte zu beraten und zu entscheiden.
Als konstruktiven Beitrag für die weitere Diskussion erlauben wir uns, verschiedene Entwicklungsszenarien aufzuzeigen, ohne damit die letztendliche Entscheidungshoheit des Kreistages in Frage zu stellen.
Unsere Präferenz liegt dabei auf einem Konzept mit drei Schulstandorten (Bodenwerder, Holzminden, Stadtoldendorf) neben dem Gymnasium. Ohne uns auf die jeweilige Schulform festzulegen, schließen wir die Errichtung von Außenstellen aus Gründen der Qualitätssicherung aus. Dieses Modell schließt nicht aus, dass einer dieser Standorte bei entsprechender Schülerzahlentwicklung eine gymnasiale Oberstufe einrichten kann. Gleichzeitig erklären wir bei Interesse unsere Bereitschaft, die weitere Ausgestaltung und Umsetzung des Prozesses aktiv zu begleiten.
Die durch diesen Vorschlag entstehenden finanziellen Einsparungen sollten in voller Höhe im Bildungssystem des Landkreises verbleiben.
Jedwede Schließung von Schulstandorten sollte von der Entwicklung tragfähiger Nachnutzungskonzepte begleitet werden.
Sich aus eventuellen Schließungen ergebende Veränderungen im Bereich der Schülerbeförderung sollten zur weiteren Verbesserung des ÖPNV genutzt werden.
In jedem Falle halten wir für die weitere Ausarbeitung und praktische Umsetzung der Vorschläge des Runden Tisches die aktive Einbindung der Schulleitungen für dringend geboten.
Holzminden, 19. Juni 2015
Die Landrätin
Kreiselternratsvorstand
Kreisschülerrat
Nds. Landesschulbehörde, Außenstelle Holzminden
Vertreter der Kreistagsfraktionen
Vertreter der Verwaltung