„Das ehemalige DRK-Heim in Eschershausen rückt immer mehr in den Fokus" - Koordinierungsstelle für Migration und Teilhalbe im Kreistag beschlossen
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- Kategorie: Politik
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. April 2015 08:09
Bevern (mm). Die Anzahl der Asylsuchenden im Landkreis Holzminden ist enorm gestiegen, sodass eine Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe, die es bereits in 35 Kommunen Niedersachsens gibt, unumgänglich ist. Mittlerweile befinden sich rund 300 Personen im Landkreis, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Der Kreistag beschloss einstimmig mit elf Enthaltungen die Errichtung einer Koordinierungsstelle ab dem 1. Juni 2015.
„Seit Mitte Februar diesen Jahres sind weitere 53 Asylsuchende in den Landkreis Holzminden gekommen. Derzeit beziehen circa 300 Personen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Pro Woche werden mindestens zehn Menschen durch die Landesaufnahmebehörde Niedersachen dem Landkreis zugewiesen. Dies zeigt den enormen Handlungsdruck im Land, im Landkreis und in den Kommunen", bringt Landrätin Schürzeberg in ihrem Bericht bei der Kreistagssitzung hervor.
Mit dem Motto „Mitten unter uns, wollen wir sie aufnehmen" geht der Landkreis mit dem Thema um und hat daher einen Runden Tisch einberufen, welcher bisher zweimal, unter anderem um weitere Akteure für den Prozess zu gewinnen, tagte. Überlegt wurde auch, wie die Einrichtung einer möglichen zentralen Anlaufstelle, mit kurzfristigen und vorübergehenden Unterbringungsmöglichkeiten, erfolgen könnte. Zu den Themenfeldern professionelle Betreuung, Partizipation des Umfeldes, Mobilität ermöglichen und Bildungs- und Beschäftigungsangebote wurden weitere Arbeitsschritte besprochen und festgehalten.
Einigkeit bestand darin, dass der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration die Sprache ist. So wird derzeit an einem Konzept zu einem Angebot von Sprachkursen für Asylsuchende durch die Kreisvolkshochschule des Landkreises Holzminden gearbeitet. Parallel dazu sollen ehrenamtlich organisierte Sprachkurse unterstützt werden. Der Runde Tisch einigte sich außerdem darauf, dass eine Stelle notwendig ist, an der alle mit dem Thema Migration beschäftigten Akteure zusammengeführt und betreut werden.
Dementsprechend hat die Verwaltung die Einrichtung einer Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe vorgeschlagen. Diese erfährt eine Förderung durch das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie. Die Förderung ist dem Landkreis Holzminden bereits für dieses Jahr in Aussicht gestellt und beträgt für die sieben Monate 17.500 Euro sowie für 2016 einen Förderbetrag von 30.000 Euro, wodurch die Kosten für das zusätzliche Personal mitfinanziert wird.
Mit der Koordinierungsstelle sollen unter anderem die Erstellung und Fortschreibung eines Handlungskonzeptes, die Bündelung und Koordination von Integrationsaufgaben sowie die Unterstützung des Ehrenamtes, besonders die Steuerung der Arbeit der Integrationslotsen, behandelt werden.
„Die Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe ist damit zentrale Koordinations- und Anlaufstelle für die vorhandenen Beratungs-, Bildungs- und Serviceangebote der Verwaltungen, Bildungsträger sowie Vereine und Verbände. Sie soll im Dezernat Ordnung, Bauen und Umwelt, eingerichtet werden, um erste Kontakte bei der Wahrnehmung der Aufgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sicherzustellen", fasst die Landrätin die Aufgaben der Koordinierungsstelle zusammen.
„Der Landkreis Holzminden sucht intensiv nach geeigneten Objekten für dieses Zentrum für Migration. Dabei rückt das ehemalige DRK-Heim in Eschershausen immer mehr in den Fokus. Eine gemeinsame Begehung des Gebäudekomplexes von Mitarbeitern des Landkreises Holzminden, der Polizei, weiteren Personen und mir hat vor kurzem stattgefunden. Derzeit wird eine Kostenaufstellung erarbeitet, Sicherheitsfragen und Umsetzungsmöglichkeiten geprüft. Das Objekt steht grundsätzlich nach Aussage des Eigentümers zur Verfügung", stellt die Landrätin das Gebäude des ehemaligen Seniorenheims in der Raabestadt als mögliche Koordinierungsstelle in den Vordergrund.
Sollten die Prüfungen ergeben, dass das Gebäude geeignet wäre, werden die Nachbarschaft und die Öffentlichkeit beteiligt. Dies ist nach gegenwärtigem Planungsstand Ende Mai, Anfang Juni zu erwarten.
Nach dem Aufruf in der Presse an die Bevölkerung, den Landkreis Holzminden bei der Wohnraumsuche zu unterstützen, sind bereits circa 70 Wohnungen angeboten worden, die sukzessive auf ihre Geeignetheit geprüft werden. Leider eignen sich nicht alle Wohnungen. Auch Freiwillige haben sich schon gemeldet, die ihre Unterstützung angeboten haben. Weitere Angebote werden weiterhin gern unter 05531/707243 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! entgegengenommen.
Der Landkreis Holzminden hat sich mit einem Schreiben an die Gemeinden gewandt und darin bereits vorhandene Angebote für Migranten und Migrantinnen erfragt. Auch wurde um Unterstützung und Nennung freien Wohnraums und geeigneter Objekte für die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle gebeten. Aus den Antworten ergibt sich, dass bereits ein Angebot in einigen Gemeinden besteht. So gibt es zum Beispiel einen Internationalen Kontakttreff für Frauen oder ein Kontaktcafé.
Der Landkreis Holzminden möchte so lange wie möglich an einer dezentralen Unterbringung in den Gemeinden des Landkreises festhalten. Mit einer zentralen Anlaufstelle könnte eine kurzfristige und vorübergehende Unterbringung möglich sein, um Zeit zu gewinnen, für die Suche nach geeignetem Wohnraum.