Stadtbild, Schule, Flüchtlinge, Charlottenstift: Viele große Themen bewegen zum Neujahrsempfang der Stadt Stadtoldendorf [mit Bildergalerie]
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- Kategorie: Politik
- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. Januar 2016 23:45
Stadtoldendorf (rus). Stolz ist er, dass er seit 15 Jahren Bürgermeister von Stadtoldendorf sein darf. Die kleine und reizvolle Stadt, wie Helmut Affelt die Homburgstadt beschreibt, habe sich gut entwickelt: „Die Menschen packen mit an, wenn es etwas zu verändern gibt“, lobt er die Bürgerschaft, die in vielerlei Hinsicht das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Homburgstadt fördert und gestaltet. Die größten Themen der Stadt beschreibt er auf dem Neujahrsempfang im Haus am Eberbach aus seiner ganz persönlichen Sicht.
Homburg Förderverein ist Partner
Zum diesjährigen Neujahrsempfang der Stadt Stadtoldendorf, zu dem wieder über 220 Gäste erschienen waren, fungierte dieses Mal der Förderverein Homburg als Partner. Vorsitzender Erhard Schrader machte am Abend in seinem Beitrag die Ziele des Homburg Fördervereins deutlich, nachdem Stadtheimatpfleger Helmut Walter die Anwesenden auf einen historischen Exkurs mitnahm. Als Teil eines großen Konzeptes sieht sich der Verein, der in Stadtoldendorf noch vieles bewegen und ihr wieder mehr zu ihrem Synonym „Homburgstadt“ verhelfen möchte. Mit vielen Aktionen rund um die Burg, sie beispielsweise auch wieder touristisch erlebbar zu machen oder einen Archäologiepfad zu errichten, damit will der Förderverein die Bürger in den kommenden Jahren erreichen. Er sieht den Verein dabei als Baustein eines ganzheitlichen Projektes. Derzeit habe der Verein 170 Mitglieder, doch es dürften ruhig noch ein paar mehr sein.
Das Charlottenstift - ein „irres Projekt“
Begonnen hatte der Abend zuvor mit den Eingangsworten von Bürgermeister Helmut Affelt. In seiner Rede ging er auf vieles ein, was die Homburgstadt derzeit bewegt. Da wäre zum einen das einstige Krankenhaus, das die Stadt kaufte und derzeit versucht, mit neuem Leben zu füllen. Ein „irres Projekt“, wie er das Charlottenstift bezeichnet. Doch versichert er, „Stadtoldendorf hat sich nicht verhoben“, gibt dabei aber zu, dass natürlich hier noch längst keine schwarzen Zahlen geschrieben werden. „Wir versuchen das in den Griff zu bekommen“. Besonderen Dank erreichte die Verwaltung und den Stadtdirektor in diesem Zusammenhang, der mit seinem Team und nicht zuletzt der tatkräftigen Hilfe des Bauhofes die Baustellen im Charlottenstift professionell unter Kontrolle habe. Ihnen sei es zu verdanken, dass Anfang Februar sogar zwei neue Ärzte der Orthopädie und Chirurgie dort ihre Praxis eröffnen werden. An weiteren Ideen, etwa einer Apotheke und sogar an der Niederlassung weiterer Ärzte, arbeite man bereits.
Thema Schule: „Wir stehen wieder am Anfang“
Der Dauerbrenner der letzten Jahre, das Thema Schule, sollte auch an diesem Abend in wenigen Sätzen nicht unerwähnt bleiben. Den Kreistag beschreibt Helmut Affelt aus der Sicht Stadtoldendorfs als „entscheidungsinkompetent“: Zwar habe man die Homburg-Schule vorerst gerettet, doch stünde man nun wieder am Anfang. Man habe sich geziert, eine Entscheidung zu fällen. Ein deutliches Signal sandte er an Minister Christian Meyer (Grüne): Bautechnisch werde die Schule in Grund und Boden geredet, wofür hauptsächlich Meyers Parteikollegen auf Kreisebene mitverantwortlich seien. Doch zum Schluss noch eine gute Nachricht: Der Landkreis habe sich bereit erklärt, Anfang 2016 die längst überfällige Sanierung des Schul-Foyers durchzuführen. Dies allerdings ist wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Problemzone Innenstadt
Die Innenstadt ist wahrlich die Problemzone von Stadtoldendorf. Leerstände hat wohl fast jede Stadt, allerdings sei man sich hier inzwischen längst bewusst, dass es wohl mehr Einzelhandel in der Fußgängerzone nie wieder geben werde. Das Sterben der Innenstadt sei nicht aufhaltbar, weshalb man auch im Rat sich uneins ist: „Das Problem Innenstadt ist der einzige Bereich der politischen Arbeit, der noch immer umstritten ist“, so Helmut Affelt. Dennoch habe sich das Stadtbild in den vergangenen Jahren im Allgemeinen deutlich verbessert.
„Wir werden allen eine Chance geben“
Dem akuten Thema der Flüchtlingsproblematik konnte man sich auch auf dem Neujahrsempfang nicht entziehen. Wie damals etwa die Schlesier, Gastarbeiter oder andere Bevölkerungsgruppen, die nach Stadtoldendorf kamen, dürfe man sich auch den heutigen Flüchtlingen nicht verschließen, meint Stadtoldendorfs Bürgermeister. „Wir werden allen eine Chance geben“, so Affelt und „wir werden uns daran gewöhnen müssen“.
Ein toller Jahresrückblick, aber keine Grußworte
Mit einem umfangreichen Jahresrückblick und den Highlights des Jahres 2015 beendete Stadtdirektor Wolfgang Anders den offiziellen Teil der Veranstaltung. Viele Eindrücke des abgelaufenen Jahres zeigten noch einmal, was sich alles in Stadtoldendorf in nur einem Jahr getan hat. Doch dieses war nur die gekürzte Fassung, „es wären sonst über 200 Präsentationsfolien geworden“, so Anders, der sich schließlich mit Glückwünschen für das noch junge Jahr 2016 in den Abend verabschiedete.
Grußworte gab es auf dem Empfang in Stadtoldendorf keine, obwohl durchaus genügend Politprominenz anwesend gewesen wäre, unter ihnen etwa Sabine Tippelt, Uwe Schünemann und auch Minister Christian Meyer. Dafür gab es dann aber, nachdem die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr kurzerhand die Stühle wegstapelten und somit für genügend Platz sorgten, viele Gespräche unter Geschäftspartnern, Vereinskollegen, bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten. Dieses Mal hatte man eine deutlich veränderte Organisation gewagt: Anstatt Stehempfang gab es zunächst gut 200 Sitzplätze, was bei den Gästen allerdings durchweg positiv ankam. Ein großzügiger Imbiss wurde im Anschluss gerne angenommen.
Zwischen den Redebeiträgen und nach dem offiziellen Teil gab Eckhard Thiel einen Einblick in sein musikalisches Talent als Klavierspieler und sorgte damit für die musikalische Unterhaltung am Abend, der durchaus als gelungen bezeichnet werden darf.
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Fotos: rus