Feuerwehr ausquartiert: Ist die vorübergehende Schließung der Feuerwehrschulen in Niedersachsen die richtige Entscheidung?
- Details
- Kategorie: Politik
- Veröffentlicht: Samstag, 26. September 2015 00:38
Die derzeit fast schon in Scharen nach Deutschland einwandernden Flüchtlinge stellen nicht nur die Behörden vor große Herausforderungen – auch viele ehrenamtliche Helfer sind eingebunden, Betten vorzubereiten, Räume einzurichten und in jeglicher Hinsicht für die Sicherheit zu sorgen. Klar ist, mit einem derartigen Ansturm hat niemand gerechnet, auch die Politik ist derzeit noch weit entfernt von einer Ideallösung. Doch ist die Schließung der niedersächsischen Feuerwehrschulen aufgrund von Kapazitätsengpässen bei der Flüchtlingsunterbringung tatsächlich die richtige Lösung? Nicht nur in den Feuerwehren im Landkreis Holzminden herrscht über dieses Thema großer Unmut. Vorweggenommen, Flüchtlinge, die aus ihrem Land aufgrund von Menschenrechtsverletzungen oder kriegerischen Auseinandersetzungen fliehen (müssen), müssen aufgenommen werden. Das steht in unserer Pflicht als Menschen – unabhängig von der Staatsform oder dem Wohlstand eines Landes. Doch wenn man schon jetzt diesen einschneidenden Schritt setzt und die Feuerwehrschulen schließt, wie sieht es ein Jahr später aus? Stetig kommen neue Flüchtlinge nach Deutschland, ein Ende scheint zumindest aktuell noch nicht in Sicht. Ein Blick hinter die Kulissen der NABK, der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz, verdeutlicht, warum diese Einrichtung so unverzichtbar für die Feuerwehren ist und warum die Entscheidung zur vorübergehenden Schließung zu spürbaren Einschränkungen bei jeder noch so kleinen Feuerwehr in dem Flächenland führen könnte.
Jeder Aktive der Freiwilligen Feuerwehren hat für seine Tätigkeiten bereits einen entsprechenden Lehrgang besuchen müssen, um sich überhaupt „Feuerwehrmann“ nennen zu dürfen. Denn dieses ist in Niedersachsen gekoppelt an eine Grundausbildung, die Personen grundlegend dazu befähigt, ihren Dienst in der Feuerwehr versehen zu dürfen und diesen auch bei Einsätzen leisten zu können. Eine regelmäßige weitere und tiefergehende Aus- und Weiterbildung ist danach erforderlich. Weitere Lehrgänge, wie beispielsweise Atemschutz, Maschinist oder Sprechfunklehrgänge werden direkt in den Landkreisen oder in den Städten und Samtgemeinden durchgeführt. Doch das war es auch schon, was die Gemeinden und Kreise oft in eigener Zuständigkeit machen können. Für jede weitere Funktion in der Feuerwehr, beispielsweise den Gruppenführer, der vor Ort als Einsatzleiter im Ernstfall aufgrund seiner Befähigung und Ausbildung sogar einen Einsatz leiten muss, sind Lehrgänge an den Feuerwehrschulen erforderlich. Das bedeutet auch, wenn beispielsweise in einer Gemeinde ein neuer Ortsbrandmeister verpflichtet wird und dieser nicht über die erforderlichen Lehrgänge für dieses Amt verfügt, müssen die entsprechenden Qualifikationen erst noch nachgeholt werden. Ähnlich ist es auch bei vielen weiteren Posten in der Feuerwehrorganisation. Für alle diese Lehrgänge gibt es im gesamten Land mit Celle und Loy nur zwei Ausbildungsorte. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren müssen teils monatelang auf Lehrgänge warten, die NABK ist bei einigen Lehrgängen regelmäßig an ihren Kapazitätsgrenzen, so groß ist der Bedarf in dem Flächenland.
Nun wurden diese beiden Feuerwehrschulen vorübergehend geschlossen, bereits geplante Lehrgänge bis auf Weiteres abgesagt und zunächst erst einmal gestrichen. Nur wie lange? Die vorrübergehende Schließung der Feuerwehrschulen wird dafür sorgen, dass im gesamten Land Niedersachsen die Entwicklung in den Freiwilligen Feuerwehren in einigen Bereichen ins Stocken geraten wird, was unter Umständen auch zu Beeinträchtigungen innerhalb dieser wichtigen Einrichtungen führen könnte.
Fotos: rus